Wer hat die schönsten Schäfchen?
Die hat der goldne Mond,
Der hinter unsern Bäumen
Am Himmel drüben wohnt.
Er kommt am späten Abend,
Wenn alles schlafen will,
Hervor aus seinem Hause
Zum Himmel leis’ und still.
Dann weidet er die Schäfchen
Auf seiner blauen Flur;
Denn all die weißen Sterne
Sind seine Schäfchen nur.
Sie thun sich nichts zu leide,
Hat eins das andre gern,
Und Schwestern sind und Brüder
Da droben Stern an Stern.
Und soll ich dir eins bringen,
So darfst du niemals schrei’n,
Mußt freundlich wie die Schäfchen
Und wie ihr Schäfer sein.[2]
In Fünfzig Kinderlieder (1843) findet sich eine abweichende fünfte Strophe:
Wenn ich gen Himmel schaue,
so fällt mir immer ein:
O lasst uns auch so freundlich
wie diese Schäfchen sein![9]
"Hoffmann von Fallersleben greift mit dem Gedicht ein Motiv aus der Barocklyrik auf. Das Bild des Mondes als Himmelsschäfer und Sternenhirt geht auf den Kirchenlieddichter und Jesuiten Friedrich Spee zurück [...]" (Wikipedia)
Es ist ein mutiges Bild von Spee, diese ungeheuren Feuerbälle als Schäfchen auftreten zu lassen, und das als rationaler "Kritiker der Hexenprozesse, durch seine Schrift Cautio Criminalis" (Wikipedia),
Aber er kann an die magischen Vorstellungen die Kinder in frühem Alter haben und wie sie im 17. Jh. wohl auch unter Erwachsenen häufiger verbreitet warn, Grund für die nur sehr verhaltene Kritik am Hexenwahn.