Wilde
Gesellen vom Sturmwind durchweht,
Fürsten
in Lumpen und Loden,
ziehn wir dahin bis das Herze uns
steht,
ehrlos bis unter den Boden.
Fidel Gewand in farbiger
Pracht
trefft keinen Zeisig ihr
bunter,
ob uns auch Speier und Spötter verlacht,
Uns
geht die Sonne nicht unter
Ziehn wir
dahin durch Braus und durch Brand,
klopfen bei Veit und
Velten.
Huldiges Herze und helfende Hand
sind ja so selten, so
selten.
Weiter uns wirbelnd auf staubiger Straß
immer nur
hurtig und munter;
Ob uns der eigene Bruder vergaß,
uns geht
die Sonne nicht unter
Aber da
draußen am Wegesrand,
dort bei dem König der Dornen.
Klingen
die Fiedeln ins weite Land,
klagen dem Herrn unser Carmen.
Und
der Gekrönte sendet im Tau
tröstende Tränen herunter.
Fort
geht die Fahrt durch den wilden Verhau,
Uns geht die Sonne nicht
unter
Bleibt auch
dereinst das Herz uns stehn
Niemand wird Tränen uns weinen.
Leis
wird der Sturmwind sein Klagelied wehn
trüber die Sonne wird
scheinen.
Aus ist ein Leben voll farbiger Pracht,
zügellos
drüber und drunter.
Speier und Spötter, ihr habt uns
verlacht,
Uns geht die Sonne nicht unter
Text
und Musik: Verfasser
unbekannt ,
aus der Zeit der bündischen Jugend , des Wandervogel ,
mündlich überliefert , aufgezeichnet von Fritz Sotke –
1924
Version von Ernst Busch:
Wilde
Gesellen, vom Sturmwind durchweht
Fürsten in Lumpen und
Loden
ziehen wir dahin, bis das Herze uns steht
Rebellen bis
unter den Boden.
Fiedel, Gewand in farbiger Pracht
trefft
keinen Zeisig ihr
bunter.
Spießer und Spötter, ihr habt uns verlacht.
Uns ging
die Sonne nicht unter
Ihr Herren
der Banken, ihr Ritter vom Gold,
bewahrt euren traurigen
Plunder.
Ihr Diener der Götzen von Mammon und Sold,
auch eure
Welt brennt wie Zunder.
Kämpfende Jugend im Sturmgebraus
holt
eure Götzen herunter.
Mit Euren Tempeln und Banken ist‘s dann
aus,
euch geht die Sonne bald unter.
Verfolgt
und verraten, vom Kerker bedroht,
Freiwild für die
Gestapo-Schergen‘
zerfetzt und zerschossen die Fahne,
blutrot,
sie ging mit durch Tod und Verderben.
Wir waren
Verräter an Hitlers Staat,
und wir sind stolz auf unsere
Verbrechen.
Wir waren die Jugend des Hochverrats,
uns konnte
kein Gegner zerbrechen.
Wir sind die Jugend des Hochverrats,
uns
soll kein Gegner zerbrechen.
Text:
Ernst
Busch –
um 1937? letzte Zeile in anderen Versionen auch: „An uns soll die
Knechtschaft zerbrechen“
Version von Häftlingen aus dem Konzentrationslager:
Graue
Kolonnen ziehen ins Moor
Arbeiterreih´n ohne Ende
Posten zur
Seite, Posten davor
Posten am Zugesende
Geht auch der Tod uns
dauernd zur Seit´
Geht es auch drüber und drunter
Braust auch
der Wind durch finstere Heid´
Uns
geht die Sonne nicht unter.
Fern
von der Heimat,
dem Freundeskreis,
Trennen uns Draht und Gelände;
Doch wir
spüren erdenweit
Helfende Bruderhände.
Geht auch im einsamen
Moor unsre Straß´
Endlos bergauf und bergunter,
Keiner von
uns die Heimat vergaß
uns geht die Sonne nicht unter
Graue
Kolonnen ziehen ins Moor
Arbeiterreih´n ohne Ende.
Posten zur
Seite, Posten davor,
Posten am Zugesende.
Doch
strahlt uns im Osten ein Morgenrot,
Aufleuchtend hell, wie ein
Wunder,
Kündet uns allen ein Ende der Not.
Uns geht die Sonne
nicht unter!
Text: Verfasser unbekannt
Quelle: Volksliedarchiv
Das Lied wurde (zumindest in den 60er Jahren) auch in der Bundeswehr gesungen.
Bemerkenswert, wie dies poetische Lied in verschiedener Weise umgeschrieben wurde.
Die einprägsame Zeile "Uns geht die Sonne nicht unter" wurde auch als Titel eines Naziliederbuchs verwendet.
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