Sonntag, 28. Oktober 2018

Ich will dir was erzählen ...

Der Kinderreim, den ich in Erinnerung habe, klang bei mir so:

Ich will dir was erzählen
von der Mummerelen.
Mummerelen hat 'nen Garten,
hier nen Garten, da nen Garten.
In dem Garten steht ein Haus,
hier ein Haus, da ein Haus.
In dem Hause steht ein Tisch,
hier ein Tisch, da ein Tisch.
Auf dem Tisch, da liegt ein Buch,
hier ein Buch, da ein Buch.
In dem Buch, da steht geschrieben,
hier geschrieben, da geschrieben:
Du sollst Vater und Mutter lieben.

Als ich älter wurde, dachte ich mir schon, dass es wohl um eine Muhme (Tante) ging.

Heute habe ich nun eine weit ausführlichere Version  mit Muhme im Internet gefunden.


Ich will dir was erzählen
von der Muhme Rählen
Diese Muhme hatte einen Garten
und das war ein Wundergarten
In dem Garten stand ein Baum
und das war ein Wunderbaum
Auf dem Baum da waren Äste
und das waren Wunderäste
an den Ästen waren Zweige
und das waren Wunderzweige
an den Zweigen waren Blätter
und das waren Wunderblätter
An den Blättern war ein Nest
und das war ein Wundernest
In dem Neste lagen Eier
und das waren Wundereier
aus den Eiern kamen Vögel
und das waren Wundervögel
Diese Vögel hatten Federn
und das waren Wunderfedern
aus den Federn ward ein Bettchen
und das war ein Wunderbettchen
vor dem Bettchen stand ein Tischchen
und das war ein Wundertischchen
auf dem Tischchen lag ein Buch
und das war ein Wunderbuch
In dem Buche stand geschrieben
Du sollst deine Eltern lieben!“



In der Wikipedia findet sich im Artikel Muhme folgender Reim aus dem 19. Jahrhundert:

Ich will dir was erzählen
von der Muhme Rälen,
von der Muhme Zitzewitz
mit der spitzen Zipfelmütz,
von der langen Leberwost,
wo der Zippel ’n Dreier kost.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Muhme)

Weitere ähnliche Verse finden sich hier:
https://www.volksliederarchiv.de/alte-kinderreime/ich-will-dir-was-erzaehlen/

Ganz ähnlich wie ich hat offenbar schon Walter Benjamin den Vers gehört. Darüber schrieb er 1933 unter dem Pseudonym Detlef Holz in der Vossischen Zeitung den Text "Die Mummerehlen". 
"In einem alten Kinderverse kommt die Muhme Rehlen vor. Weil mir nun „Muhme“ nichts sagte, wurde dies Geschöpf für mich zu einem Geist: der Mummerehlen. Das Mißverstehen verstellte mir die Welt. Jedoch auf gute Art; es wies die Wege, die in ihr Inneres führten. [...]"
(https://de.wikisource.org/wiki/Die_Mummerehlen)


Sonntag, 21. Oktober 2018

Es kamen grüne Vögelein

Es kamen grüne Vögelein
Text: Friedrich Rückert , 1823 (1788-1866)
Melodie   : Joseph Gernsbach (1787-1830)
Es kamen grüne Vögelein
geflogen her vom Himmel
und setzten sich im Sonnenschein
im fröhlichen Gewimmel
all an des Baumes Äste
und saßen da so feste
als ob sie angewachsen sei´n
Sie schaukelten in Lüften lau
auf ihren schwanken Zweigen
Sie aßen Licht und tranken Tau
und wollten auch nicht schweigen
Sie sangen leise, leise
auf ihre stille Weise
von Sonnenschein und Himmelsblau
Wenn Wetternacht auf Wolken saß
so schwirrten sie erschrocken
sie wurden von dem Regen naß
und wurden wieder trocken,
Die Tropfen rannen nieder
vom grünenden Gefieder
und desto grüner wurde das
Da kam am Tag der scharfe Strahl
ihr grünes Kleid zu sengen
und nächtlich kam der Frost einmal
mit Reif es zu besprengen.
Die armen Vöglein froren
ihr Frohsinn war verloren
ihr grünes Kleid ward bunt und fahl
Da trat ein starker Mann zum Baum
und hub ihn an zu schütteln
vom oberen bis zum unteren Raum
mit Schauer zu durchrütteln
Die bunten Vöglein girrten
und auseinander schwirrten
wohin sie flogen, weiß man kaum