Donnerstag, 23. Dezember 2010

Verweis auf andere Publikationen zu Volksliedern

Die ZEIT bringt gegenwärtig eine Artikelserie zu Volksliedern.

Unter den bisher vorgestellten ist An der Saale hellem Strande mein Liebling (unter anderem, weil der Textdichter Franz Kugler mit Fontane befreundet war):

An der Saale hellem Strande
stehen Burgen stolz und kühn;
ihre Dächer sind verfallen,
und der Wind streicht durch die Hallen,
Wolken ziehen drüber hin.

Zwar die Ritter sind verschwunden,
nimmer klingen Speer und Schild;
doch dem Wandersmann erscheinen
in den altbemoosten Steinen
oft Gestalten zart und mild.

Droben winken schöne Augen,
freundlich lacht manch roter Mund,
Wandrer schaut wohl in die Ferne,
schaut in holder Augen Sterne,
Herz ist heiter und gesund.

Und der Wandrer zieht von dannen,
denn die Trennungsstunde ruft,
und er singet Abschiedslieder,
Lebewohl tönt ihm hernieder,
Tücher wehen in der Luft.

Montag, 20. September 2010

Kirchenlieder

Weil weitere Kirchenlieder das Konzept dieses Blogs stören würden, habe ich einen eigenen Kirchenliederblog angefangen.

Samstag, 18. September 2010

Meinem Gott gehört die Welt

Es ist ein Kinderlied, das aber zentrale Texte der Bibel zusammenfasst.

Da ist zum einen der Schöpfungsbericht: Die Welt gehört Gott, weil er sie geschaffen hat.
Dann Psalm 95,4:  Denn in seiner Hand sind die Tiefen der Erde, und die Höhen der Berge sind auch sein.
Zum anderen das Vaterunser: Dein Wille geschehe. Unser täglich Brot gib uns heute ...

Und schließlich Römer 8,38-39 "Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn."

Es ist einfach gesagt, doch sind es zentrale Aussagen.

Samstag, 4. September 2010

Kernlieder - ein Plädoyer für Lieder, die mir nicht vertraut sind

Eine Reihe meiner Lieblingslieder und der Lieblingslieder meiner Kinder ist nicht dabei. Dabei geht es nur um geistliche Lieder. Wie kann es sein, dass keins der Klepperlieder dabei ist und nicht ...!
Aber die Idee finde ich gut, und deshalb will ich dafür werben.

Unsere Tochter war bei der Hochzeit einer Türkin mit einem Katholiken dabei. Viele Texte wurden auf Deutsch und auf Türkisch vorgetragen. Meine Frau freute sich, als sie das Programm sah: Gut, dass sie nicht nur moderne Lieder gewählt haben, sondern altvertraute konfessionsübergreifende wie "Großer Gott, wir loben dich ...".
Unsere Tochter sagte: Das kannte ich nicht.
In der Tat, wir haben in der Familie andere Lieder, die wir zusammen singen. "Großer Gott" so wuchtig, wir kennen auch nicht alle einen vierstimmigen Satz davon. Aber dass unsere Tochter es gar nicht kannte. So selten geht sie doch nicht in den Gottesdienst, sie war doch im Jugendchor. Wie kann das sein!

Da scheint mir eine Initiative, die von der Badischen und der Württenbergischen evangelischen Landeskirche ausgeht, zu unterstützen.
33 Lieder, die zum gemeinsamen Repertoire von Jungen und Alten in allen evangelischen Landeskirchen gehören sollten. Sich zu einigen war schwer. Natürlich ärgert sich jeder, dass gerade xxx nicht dabei ist und wundert sich über manche der vorhandenen. Aber das ist unvermeidlich. Niemandem sollen seine Lieder genommen werden; aber ein gemeinsamer Bestand entwickelt.
Meiner Vermutung nach kennt fast jeder "Stille Nacht, heilige Nacht", "Ihr Kinderlein kommet", "O Tannenbaum", "O du fröhliche". Aber ein Kernrepertoire nur mit Weihnachtsliedern? Sollte man in der nächtlichen Christmette "Ihr Kinderlein kommet" singen?

Also her mit der Auswahl, auf die sich die Fachleute geeignet haben, vor allem mit den unvertrauten:

Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,
Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.
Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab,
Wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.
Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn?
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Im Gestein verloren Gottes Samenkorn,
Unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn -
Hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Ich habe es schon mal gesungen, es hat sich mir aber bis auf den Halbsatz "in den Tod versinkt" nicht eingeprägt; das englische Original* klingt flüssiger. Aber darum geht es nicht. Es geht um Texte und Melodien, die allen vertraut werden können. Deshalb werde ich es jetzt lernen.

Das zweite "Meinem Gott gehört die Welt" findet sich hier. Es ist ein Kinderlied, das, als ich Kind war, ganz ungebräuchlich war. Wenn ich es mit anderen teilen will, muss ich es jetzt lernen. (Zum Glück finden sich bei dem Link auch gleich die Noten.)

Die Kernlieder:
Kirchenjahr

Advent
1 Macht hoch die Tür

Weihnachten
24 Vom Himmel hoch
44 0 du fröhliche

Jahreswende
65 Von guten Mächten
Wü 541, BT 637, West 652

Passion
85 0 Haupt voll Blut und Wunden
98 Korn, das in die Erde

Ostern
99 Christ ist erstanden
103 Gelobt sei Gott im höchsten Thron

Himmelfahrt
123 Jesus Christus herrscht als König ...

Pfingsten
136 0 komm, du Geist der Wahrheit ....

Gottesdienst:

Eingang und Ausgang
170 Komm, Herr, segne uns
175 Ausgang und Eingang (Kanon)

Taufe und Konfirmation
200 Ich bin getauft auf deinen Namen

Abendmahl
225 Komm, sag es allen weiter

Biblische Gesänge

Psalmen- und Lobgesänge
272 Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen

Glaube - Liebe - Hoffnung

Loben und Danken
317 Lobe den Herren, den mächten König der Ehren
321 Nun danket alle Gott
324 Ich singe dir mit Herz und Mund ...
331 Großer Gott, wir loben dich

Angst und Vertrauen
361 Befiehl du deine Wege
362 Ein feste Burg ist unser Gott

Umkehr und Nachfolge
391 Jesu, geh voran

Geborgen in Gottes Liebe
408 Meinem Gott gehört die Welt
409 Gott liebt diese Welt

Frieden und Gerechtigkeit
432 Gott gab uns Atem, damit wir leben
36 Wir haben Gottes Spuren festgestellt
B E P 665, West 648, Wü 656

Morgen
447 Lobetden Herren alle, die
440 All Morgen ist ganz frisch
456 Vom Aufgang der Sonre

Abend
482 Der Mond ist aufgegange,
483 Herr, bleibe bei uns (Kanon)

Natur und Jahreszeiten
503 Geh aus, mein Herz, und suche Freud
511 Weißt du, wieviel Sternlein stehen

Link zu einer Erläuterung des Gedankens und einer Liste der Kernlieder (pdf-Datei) - Dort findet sich auch der Hinweis auf eine CD und ein Liederbuch mit diesen Liedern.

*1. Now the green blade rises from the buried grain,
Wheat that in the dark earth many years has lain;
Love lives again, that with the dead has been:
love is come again, like wheat that springs up green.


2. In the grave they laid him, Love whom we had slain,
thinking that he’d never wake to life again,
Laid in the earth like grain that sleeps unseen:
Love is come again, like wheat that springs up green.


3. Up he sprang at Easter, like the risen grain,
He who had for three days in the grave cloth lain;
Up from the dead my risen Lord is seen:
Love is come again, like wheat that springs up green.


4. When our hearts are saddened, grieving or in pain,
By your touch you call us back to life again;
Fields of our hearts that dead and bare have been:
Love is come again, like wheat that springs up green.

Samstag, 21. August 2010

Eschweger Heimatlied

Wo die Berge, die Burgen, so altersgrau,
sich türmen hinauf in des Himmels Blau.
Wo die Drossel im Haine den Frühling besingt,
wo auf blumigen Halden die Sense erklingt,
wo die Schlote sich recken, der Arbeit zum Mal,
da liegt meine Heimat, mein Werratal!

Wo der Dietemann freundlich die Stunden dir bläst,
wo das Rehlein am Meinhard zur Abendzeit äst,
wo die Werra, die traute, mein Städtlein umrauscht,
wo den Wichtel bei Jestädt der Fährmann belauscht,
wo die Bächlein enteilen dem waldigen Saal,
da lacht meine Heimat, mein Werratal.

Wo der Hellerstein trutzig sein Treffurt erblickt,
wo dich Wanfried in Blüten zum Maien entzückt,
wo die ragende Hörne ihr Haupt dir enthüllt,
und wo zornig der Hirsch in den Forsten noch brüllt,
wo der Salzquell mit Wunderkraft lindert die Qual,
da ist meine Heimat, mein Werratal.

Wo der Meißner, der König, sich mächtig erhebt,
wo so heimlich Frau Holle die Wiesen umschwebt,
hat der Vater im Himmel, damit ihr's doch wißt,
in der Freude die lieblichste Erde geküßt;
wo die Sonne nun lächelt im goldigsten Strahl,
da grüßt meine Heimat, mein Werratal.



Rudolf Clermont, Eschwege, abgedruckt in Heinrich Bierwirth: Heimatklänge, Verlag A. Roßbach, Eschwege, 1927, S.7-8

Sonntag, 4. Juli 2010

Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein

Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein,
es ruhn Schäfchen und Vögelein.
Garten und Wiese verstummt,
auch nicht ein Bienchen mehr summt.
Luna mit silbernem Schein
gucket zum Fenster herein.
Schlafe beim silbernen Schein.
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein.

Auch in dem Schlosse schon liegt
alles in Schlummer gewiegt,
reget kein Mäuschen sich mehr,
Keller und Küche sind leer.
Nur in der Zofe Gemach
tönet ein schmelzendes »Ach«.
Was für ein »Ach« mag dies sein?
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein.

Wer ist beglückter als du?
Nichts als Vergnügen und Ruh!
Spielwerk und Zucker vollauf
und auch Karossen im Lauf.
Alles besorgt und bereit,
dass nur mein Prinzchen nicht schreit.
Was wird das künftig erst sein?
Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein.

Text von Friedrich Wilhem Gotter (1746-1797)
Melodie nicht von Mozart, sondern von Friedrich Anton Fleischmann (1766-1798)

Link zur ZEIT-Serie Wiegenlieder

Dienstag, 2. Februar 2010

Laßt euch Zeit, net gar so hastig singe

Singregel

Laßt euch Zeit, net gar so hastig singe, net wahr,
lasst am Ende immer schön verklingen, net wahr,
darauf muss es euch von selber schwingen, net wahr.
Singen soll doch allen Freude bringen, net wahr!

Kanon Werner Gneist 30 jahre singen im langener wandervogel, 2007 W267

Sonntag, 17. Januar 2010

Sandmann (vertont von Schumann)

Zwei feine Stieflein hab ich an
mit wunderweichen Söhlchen dran,
ein Säcklein hab ich hintenauf,
husch! trippl! ich rasch die Trepp hinauf.
Und wenn ich in die Stube tret,
die Kinder beten ihr Gebet:
Von meinem Sand zwei Körnelein
streu ich auf ihre Äugelein,
da schlafen sie die ganze Nacht
in Gottes und der Englein Wacht.

Von meinem Sand zwei Körnelein
streut' ich auf ihre Äugelein:
den frommen Kindern soll gar schön
ein froher Traum vorübergehn.
Nun risch und rasch mit Sack und Stab
nur wieder jetzt die Trepp hinab.
Ich kann nicht länger müßig stehn,
muss heut noch zu gar vielen gehn.
Da nickt ihr schon und lacht im Traum,
und öffnete doch mein Säcklein kaum.

Text: G. Hermann Kletke (1813–1886)


(Hier eine mp3-Wiedergabe, angeboten von der ZEIT)