Samstag, 21. August 2010

Eschweger Heimatlied

Wo die Berge, die Burgen, so altersgrau,
sich türmen hinauf in des Himmels Blau.
Wo die Drossel im Haine den Frühling besingt,
wo auf blumigen Halden die Sense erklingt,
wo die Schlote sich recken, der Arbeit zum Mal,
da liegt meine Heimat, mein Werratal!

Wo der Dietemann freundlich die Stunden dir bläst,
wo das Rehlein am Meinhard zur Abendzeit äst,
wo die Werra, die traute, mein Städtlein umrauscht,
wo den Wichtel bei Jestädt der Fährmann belauscht,
wo die Bächlein enteilen dem waldigen Saal,
da lacht meine Heimat, mein Werratal.

Wo der Hellerstein trutzig sein Treffurt erblickt,
wo dich Wanfried in Blüten zum Maien entzückt,
wo die ragende Hörne ihr Haupt dir enthüllt,
und wo zornig der Hirsch in den Forsten noch brüllt,
wo der Salzquell mit Wunderkraft lindert die Qual,
da ist meine Heimat, mein Werratal.

Wo der Meißner, der König, sich mächtig erhebt,
wo so heimlich Frau Holle die Wiesen umschwebt,
hat der Vater im Himmel, damit ihr's doch wißt,
in der Freude die lieblichste Erde geküßt;
wo die Sonne nun lächelt im goldigsten Strahl,
da grüßt meine Heimat, mein Werratal.



Rudolf Clermont, Eschwege, abgedruckt in Heinrich Bierwirth: Heimatklänge, Verlag A. Roßbach, Eschwege, 1927, S.7-8

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