Montag, 13. September 2021

Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal

 Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal

saßen einst zwei Hasen,
fraßen ab das grüne, grüne Gras
fraßen ab das grüne, grüne Gras
bis auf den Rasen.

Als sie sattgefressen warn,
setzten sie sich nieder,
bis das der Jäger kam
und schoß sie nieder.

Als sie sich nun aufgesammelt hatten
und sich besannen,
daß sie noch Leben hatten,
liefen sie von dannen.

Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal (sieh auch: Volksliederarchiv)

Aus diesem Lied entwickelter Songtext von Ronny

Was Adorno dazu brachte, dieses Lied sehr zu schätzen, spricht er hier aus:

"Seit ich denken kann, bin ich glücklich gewesen mit dem Lied: 'Zwischen Berg und tiefem tiefem Tal' von den zwei Hasen, die sich am Gras gütlich taten, vom Jäger niedergeschossen wurden, und als sie sich besonnen hatten, daß sie noch am Leben waren, von dannen liefen. Aber erst spät habe ich die Lehre darin verstanden: Vernunft kann es nur in Verzweiflung und Überschwang aushalten; es bedarf des Absurden, um dem objektiven Wahnsinn nicht zu erliegen. Man sollte es den beiden Hasen gleichtun; wenn der Schuss fällt, närrisch für tot hinfallen, sich sammeln und besinnen, und wenn man noch Atem hat, von dannen laufen. Die Kraft zur Angst und die zum Glück sind das gleiche…".

(zitiert nach Klaus Theweleits Dankesrede für den Adorno-Preis, FR 13.9.21, S.20)

Später zitiert Theweleit dann den Satz Adornos: "Glück hat man nicht; im Glück ist man." 

Freitag, 10. September 2021

Singspiel für Kinder aus den 1950er Jahren

 In den 1950er Jahren wurde in Hessen mehrmals ein Singspiel für Kinder aufgeführt, das auf Texte aus einer fantastischen Oper von Kotzebue zurückgriff. 

Mehrere Personen können sich an Melodien zu Teilen der folgenden Texte erinnern. Aber keiner von denen, die ich kenne, weiß, wann und von wem das Singspiel aufgeführt worden ist. Ich würde mich freuen, wenn zufällig jemand diesen Blogeintrag liest, der sich noch daran erinnern kann. 

Hier die Textausschnitte, von denen ich die Melodien dazu kenne:

August Kotzebue: Die Brillen-Insel Eine fantastische Oper in 2 Aufzügen 1841

1. Aufzug 8. Szene

Ihr Vögel, zwitschert Gesang der Wonne!
Ihr Felsen in freudiger Rührung kracht!
Verneige dich, o Morgensonne!
Der Sultan kommt in seiner Pracht!

Sultan (gähnend). Haltet die Mäuler! Wir haben das schon oft gehört – die Sonne verneigt sich täglich vor uns, allein auch darin finden wir kein hohes Belieben mehr. Wer ist diese fremde Figur? [...]


[...] Sult. Nun, so gehn wir. (Er gähnt)

Gähnendes [!] Chor

Pflichtschuldigst gähnet, ihr Getreuen!

Der große Sultan hat gegähnt!
Doch wird ein Lächeln ihn erfreuen,
So lacht, bis euch das Auge thränt.

Ehrmann (zugleich).
Sie wechseln die gefärbten Brillen,

Sie jauchzen blind im Beifall zu,
Orakel sind des Herrschers Grillen,
Oh Welt! c'est tout comme cher nous..
(Der Vorhang fällt.)


2. Aufzug, 7. Szene

Er ist da! er ist da!

In seiner Gloria!

Die Freude will uns ersticken!

Wir wissen vor Entzücken
Uns gar nicht zu lassen,

Uns gar nicht zu fassen,