Donnerstag, 22. Dezember 2011

Wißt ihr noch, wie es geschehen?

Wißt ihr noch, wie es geschehen?
Immer werden wir´s erzählen:
wie wir einst den Stern gesehen
mitten in der dunklen Nacht,
mitten in der dunklen Nacht.
Stille war es um die Herde.
Und auf einmal war ein Leuchten
und ein Singen ob der Erde,
daß das Kind geboren sei,
daß das Kind geboren sei!
Immer werden wir´s erzählen,
wie das Wunder einst geschehen
und wie wir den Stern gesehen
mitten in der dunklen Nacht,
mitten in der dunklen Nacht.

Freitag, 2. Dezember 2011

Es ist für uns eine Zeit angekommen ...

Es ist für uns eine Zeit angekommen,
es bringt uns eine große Gnad.
Unser Heiland Jesus Christ,
der für uns, der für uns,
der für uns Mensch geworden ist.    
Es sandte Gott seinen Engel vom Himmel
zur Jungfrau hin nach Nazareth.
"Sei gegrüßt, du Jungfrau rein,
den aus dir, denn aus dir,
will der Herr geboren sein.!"
Maria hörte des Höchsten Begehren,
sich neigend sie zum Engel sprach:
"Sie, ich bin des Herren Magd,
mir gescheh, mir gescheh,
mir gescheh, wie du gesagt.
Und es erging ein Gebot des Kaisers,
daß alle Welt geschätzet wird.
Josef und Maria voll Gnad
zogen hin, zogen hin,
zogen hin zur Davidstadt.
Es war kein Raum in der Herberg zu finden,
es war kein Platz für arme Leut.
In dem Stall bei Esel und Rind
kam zur Welt, kam zur Welt,
kam zur Welt das heilge Kind.
In der Krippe muß er liegen,
Und wenn's der härteste Felsen wär':
Zwischen Ochs' und Eselein
Liegst du, liegst du,
Liegst du, armes Jesulein
Es waren Hirten bei Nacht auf dem Felde,
ein Engel dort erschienen ist:
"Fürcht euch nicht, ihr Hirtenleut!
Fried und Freud, Fried und Freud,
Fried und Freud verkündt ich heut!
Denn euch ist heute der Heiland geboren,
der euer Herr und Retter ist.
Dieses Zeichen merkt euch gut:
Gottes Kind, Gottes Kind,
Gottes Kind in der kalten Krippe ruht!"
Sie liefen eilend und suchten und fanden,
was auf dem Felde verkündet ward.
Unsern Heiland Jesus Christ,
der für uns, der für uns,
der für uns Mensch geworden ist.
Vom Morgenlande drei Könige kamen,
ein Stern führt sie nach Bethlehem.
Myrrhen, Weihrauch und auch Gold,
brachten sie, brachten sie,
brachten sie dem Kindlein hold.
Andere Version der letzten Strophe:
Drei König' kamen, ihn zu suchen,
der Stern führt' sie nach Bethlehem.
Kron' und Zepter legten sie ab,
brachten ihm, brachten ihm,
brachten ihm ihre reiche Gab.
Diese Liedfassungen stammen aus der Schweiz um die Mitte des 19. Jahrhunderts und wurden von Sternsingern gesunden. 

1939 wurde das Lied von Paul Hermann weltlich umgedichtet. Es erschien in der Sammlung "Das Kindelwiegen" von Georg Blumensaat.


Es ist für uns eine Zeit angekommen,
die bringt uns eine große Freud.
Es ist für uns eine Zeit angekommen,
die bringt uns eine große Freud.
Übers Schneebedeckte Feld,
wandern wir, wandern wir,
durch die weite, weiße Welt.

Es schlafen Bächlein und Seen unterm Eise,
es träumt der Wald einen tiefen Traum.
Es schlafen Bächlein und Seen unterm Eise,
es träumt der Wald einen tiefen Traum.
Durch den Schnee, der leise fällt,
wandern wir, wandern wir,
durch die weite, weiße Welt.

Am hohen Himmel ein leuchtendes Schweigen,
erfüllt die Herzen mit Seligkeit.
Am hohen Himmel ein leuchtendes Schweigen,
erfüllt die Herzen mit Seligkeit.
Unterm sternbeglänzten Zelt,
wandern wir, wandern wir,
durch die weite, weiße Welt.



Mehr dazu im historisch kritischen Liederlexikon.

Freitag, 22. Juli 2011

Volkslieder bei ZEIT online

Dieser Blog kann sich noch mehr als bisher auf weniger bekannte Lieder konzentrieren, seit auf ZEIT online eine Serie von Volksliedern vorgestellt wird. (Dass ich diese Serie schon lange verlinkt hatte, bemerke ich erst jetzt.)

Es hat also gute Gründe, wenn hier schon lange keine neuen Artikel mehr erschienen sind, denn Neuentdeckungen von Liedern, die noch nicht im Internet zu finden sind oder so kleine "Forschungsergebnisse" wie zu "Es regnet" sind selten; ein kleines weiteres "Forschungsergebnis" habe ich freilich zum Kinderspiellied "Die schönen Tage sind vergangen" gewonnen. (sieh unten)

Samstag, 5. Februar 2011

Hab oft im Kreise der Lieben

Hab oft im Kreise der Lieben
im duftigen Grase geruht
und mir ein Liedchen gesungen
und alles war hübsch und gut

Hab einsam auch mich gehärmet
in bangem, düsterem Mut
und habe wieder gesungen
und alles war wieder gut

Und manches, was ich erfahren
verkocht´ ich in stiller Wut
und kam ich wieder zu singen
war alles auch wieder gut

Sollst uns nicht lange klagen
was alles dir wehe tut.
Nur frisch, nur frisch gesungen
und alles wird wieder gut


Natürlich ist nicht alles wieder gut. Aber wenn man das wehmütige "Drei Zigeuner fand ich einmal ..." singt, kann man wohl kaum gleichzeitig ganz depressiv sein, "wenn das Leben uns nachtet".
Der Textdichter Adelbert von Chamisso (1829) hat als Naturforscher sicher auch viel im Freien gearbeitet*, aber wohl nicht oft im Grase geruht und außerdem im Kreise der Lieben und zusätzlich auch noch gesungen. Aber er hat eine Reihe von Elementen benannt, die einen Halt im Leben, ja mehr noch: ein Stück Geborgenheit geben. Das Singen von altvertrauten Liedern  gehört gewiss dazu.

Friedrich Silchers Vertonung haben viele von uns gesungen im Stile von MGV Harmonie im Ohr. Das wird einen zweiten Grund zur Ablehnung geben. Das Unechte, der Kitsch scheint da mit Händen zu greifen.
Dazu zweierlei: Zum einen haben Silchers Vertonungen, wenn sie dynamisch differenziert, präzis artikuliert und durchsichtig vorgetragen werden, durchaus ihren Reiz. Zum anderen ist gemeinsames Singen auch ohne Kunstanspruch gewiss eine weit bessere Form, sich aus "simplem" Alltagsstress zu lösen als stundenlanges Fernsehen und/oder der entsprechende Alkoholkonsum.
Wer könnte schon von sich sagen, dass er dem Kunstanspruch dessen genügen würde, was für Schubert die "holde Kunst" war. Darin dass sie in der Beschäftigung mit Musik Harmonie suchen, sind sie sich einig.
Und zum Gefühlsüberschwang und Tremolo von Männergesangvereinen denke man an Rilke und seine Rührung durch "böhmischen Volkes Weise".

* Zu Chamissos Arbeit als Naturforscher und Dichter vgl. Fontane: Chamisso auf Schloss Cunersdorf

Text, Noten und Kommentare bei ZEIT Blog

Silcher von MGV Eintracht
MGV Germania
Schubert- und Männerchor
Zittauer Vokalisten
Comedian Harmonists In einem kühlen Grunde (Silcher)
So deutlich die Qualitätsunterschiede der Beispiele sind, mir gefällt keine dieser Interpretationen. Ansprechende Interpretationen der Sätze von Silcher kenne ich vor allem vom Carus-Quintett.