Mittwoch, 24. Juli 2019

Weberlieder

Ei wie so töricht ist,
Wenn mans betrachtet,
Wer einem Leineweber
Seine Arbeit verachtet.
Kein Mensch auf dieser Welt,
Der seine Arbeit nicht bestellt,
Jeder muß sagen:
Leineweber muß man haben.
Wenn ein kleins Kindlein
Zur Welt wird geboren,
Wird einem Leineweber
Seine Arbeit auserkoren:
In ein feins Windelein,
Wird es gewickelt ein,
Bänder gewebet
Man darum leget.
Wenn sich eine Jungfrau
Aufs schönste will zieren,
Muß sie dem Leineweber
Seine Arbeit anziehen:
Ein feines Hemdelein,
Um und um Spitzelein,
Ein Neues Kleide
Zur Lust und Freude.
Kaiser und König
Und mächtige Herren
Können dem Leineweber
Seine Arbeit nicht entbehren:
Ziehen sie in das Feld,
Sind vor den Feind gestellt,
Zum Zeltaufschlagen:
Leineweber müssen’s haben.
Als unser Heiland
Zum Leiden ist kommen,
Hat er dem Leineweber
Seine Arbeit genommen:
In ein feins Tüchlein
Drückt er sein Antlitz ein,
Tät sich verneigen
Der Welt zum Zeichen.
Volkslied 19. Jh. 

Die Leineweber haben eine saubere Zunft,
harum di, dscharum di, schrum, schrum, schrum
Mit fasten halten sie Zusammenkunft,
harum di, dscharum di, schrum, schrum, schrum
Aschegraue, dunkelblaue, schrum, schrum, schrum
mir ein Viertel, dir ein Viertel, schrum, schrum, schrum
Fein oder Grob, gegessen wern se doch
mit der Jule, mit der Spule, mit der schrum, schrum, schrum

Die Leinweber schlachten alle Jahr zwei Schwein
das eine ist gestohlen, das andere nicht sein
Aschegraue, dunkelblaue….

Die Leineweber haben sich ein Haus gebaut
Von Buttermilch und Sauerkraut.
Aschegraue, dunkelblaue….

Die Leineweber nehmen keinen Lehrjungen an
der nicht sechs Wochen hungern kann
Aschegraue, dunkelblaue….

Die Leineweber haben ein Schifflein klein
da setzten sie die Wanzen und Flöhe rein
Aschegraue, dunkelblaue….

Die Leinweber machen eine saubere Musik
als führen zwölf Müllerwagen über die Brück.
Aschegraue, dunkelblaue….

Das Volksliederarchiv bemerkt dazu: "Aus Schlesien und Hessen vor 1833
Das Lied schildert mit Galgenhumor die armseligen Zustände unter denen die Weber Angang des 19. Jahrhunderts leben mußten."
Ich bin mir nicht so sicher, ob es wirklich Galgenhumor ist.

Frühmorgens, wenn der Tag bricht an
Hört man uns schon mit Freuden
Ein schönes Liedlein stimmen an
Und wacker drauf arbeiten
Die Spule, die ist unser Pflug
Das Schifflein ist das Pferde
Und damit machen mir gar klug
Das schönste Werk auf Erden.
Gar manche Jungfrau freundlich spricht:
Mach mir gut Tuch zu Betten
Das Garn ist auch schon Zugericht
Zu Tischtuch und Servietten
Webt mir die schönsten Bilder drein
Macht mir darin kein Reste
Das Trinkgeld sollt ihr haben fein
Webt mirs aufs allerbeste
Und wenn ein Kriegsheld zieht ins Feld
Mit seinen Wehr und Waffen,
So schlägt er auf ein Leinwandszelt,
Darunter tut er schlafen.
Die schönste Arbeit weben wir
Von Seiden, Flachs und Wolle,
Dem Fähndrich weben wir’s Panier,
Daß ers erhalten solle.
Und ist die Leinwand nichts mehr wert
Und ist die Fahn verloren
So kömmt sie erst in rechten Wert
Papier rauscht vor den Ohren
Man druckt darauf das Gotteswort
Und schreibt darauf mit Tinten
Des Webers Werk währt immer fort
Kein Mensch kann es ergründen.

Das Volksliederarchiv bemerkt dazu: 
"Text und Musik: Weberlied. Verfasser unbekannt –
siehe auch_ Lob der Weber — siehe auch: Lob der Arbeit
Anfang 19. Jahrhundert
u a. in: Des Knaben Wunderhorn (1808) — Allgemeines Deutsches Liederlexikon (1844)"