Montag, 13. September 2021

Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal

 Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal

saßen einst zwei Hasen,
fraßen ab das grüne, grüne Gras
fraßen ab das grüne, grüne Gras
bis auf den Rasen.

Als sie sattgefressen warn,
setzten sie sich nieder,
bis das der Jäger kam
und schoß sie nieder.

Als sie sich nun aufgesammelt hatten
und sich besannen,
daß sie noch Leben hatten,
liefen sie von dannen.

Zwischen Berg und tiefem, tiefem Tal (sieh auch: Volksliederarchiv)

Aus diesem Lied entwickelter Songtext von Ronny

Was Adorno dazu brachte, dieses Lied sehr zu schätzen, spricht er hier aus:

"Seit ich denken kann, bin ich glücklich gewesen mit dem Lied: 'Zwischen Berg und tiefem tiefem Tal' von den zwei Hasen, die sich am Gras gütlich taten, vom Jäger niedergeschossen wurden, und als sie sich besonnen hatten, daß sie noch am Leben waren, von dannen liefen. Aber erst spät habe ich die Lehre darin verstanden: Vernunft kann es nur in Verzweiflung und Überschwang aushalten; es bedarf des Absurden, um dem objektiven Wahnsinn nicht zu erliegen. Man sollte es den beiden Hasen gleichtun; wenn der Schuss fällt, närrisch für tot hinfallen, sich sammeln und besinnen, und wenn man noch Atem hat, von dannen laufen. Die Kraft zur Angst und die zum Glück sind das gleiche…".

(zitiert nach Klaus Theweleits Dankesrede für den Adorno-Preis, FR 13.9.21, S.20)

Später zitiert Theweleit dann den Satz Adornos: "Glück hat man nicht; im Glück ist man." 

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