Donnerstag, 4. September 2008

Bürgerlied 1845

Bürgerlied Text: Adalbert Harnisch (1815–1889)

(Für den Elbinger Bürgerverein geschrieben.)

1.
Ob wir rothe, gelbe Kragen,
Hüte oder Helme tragen,
Stiefeln oder Schuh';
Oder, ob wir Röcke nähen,
Und zu Schuh'n die Fäden drehen –
Das thut nichts dazu.

2.
Ob wir können decretiren,
Oder müssen Bogen schmieren
Ohne Rast und Ruh;
Ob wir just Collegia lesen,
Oder ob wir binden Besen –
Das thut nichts dazu.

3.
Ob wir stolz zu Rosse reiten,
Ob zu Fuß wir fürbaß schreiten
Unsrem Ziele zu;
Ob uns vorne Kreuze schmücken,
Oder Kreuze hinten drücken –
Das thut nichts dazu.

4.
Aber, ob wir Neues bauen,
Oder's Alte nur verdauen
Wie das Gras die Kuh –
Ob wir für die Welt was schaffen,
Oder nur die Welt begaffen –
Das thut was dazu.

5.
Ob im Kopf ist etwas Grütze
Und im Herzen Licht und Hitze,
Daß es brennt im Nu;
Oder, ob wir friedlich kauern,
Und versauern und verbauern –
Das thut was dazu.

6.
Ob wir, wo es gilt, geschäftig
Großes, Edles wirken, kräftig
Immer greifen zu; |
Oder ob wir schläfrig denken:
Gott wird's schon im Schlafe schenken –
Das thut was dazu.

7.
Drum ihr Bürger, drum ihr Brüder,
Alle eines Bundes Glieder,
Was auch jeder thu' –
Alle, die dies Lied gesungen
So die Alten wie die Jungen –
Thun wir denn dazu.

Keine Kommentare: